Sie sind nun lange genug auf Reitschulpferden geritten und das mit der Reitbeteiligung war ja auch ganz nett, aber nun soll es was Eigenes sein. Das eigene Pferd. Na dann mal los. Aber bevor Sie Hunderte Kilometer von einem Stall zum anderen reisen, um sich Pferde anzusehen oder sich sogar den Po wund reiten vom ganzen Probereiten, hier ein paar Tipps, wie man sich möglicherweise so einigen Ärger ersparen kann und schnell vor seinem Traumpferd stehen könnte.

Ihr Traumpferd?

5 Fragen die Sie sich vor dem Pferdekauf stellen sollten.

1. Was möchte ich mit meinem zukünftigen Pferd machen?

Jeder Reiter hat seine eigenen Vorlieben. Dressur, Springen, Vielseitigkeit, Western reiten, Distanzreiten usw. oder einfach nur nett durch den Wald reiten?

2. Wie gut reite ich überhaupt?

Ein wichtiger Punkt. Können Sie überhaupt reiten? Fangen Sie gerade an oder wurden Sie bereits mit dem Sattel zwischen den Beinen geboren? So oder so. Das Gemüt und die Erfahrung des Pferdes sollten definitiv zu Ihrem Reiter-Können passen, um Sie entweder zu unterstützen oder mit Ihnen auf Augenhöhe durch den Parcours zu galoppieren.

3. Wieviel möchte/kann ich für ein Pferd ausgeben?

Sie können ein Pferd geschenkt bekommen, den Schlachtpreis dafür bezahlen, sich im Preissegment eines Mittelklassewagens befinden oder ganz oben bei 5-6-stelligen Preisen mitspielen. Je nachdem wie groß Ihr Geldbeutel ist.
Wichtig ist: Egal was sie bezahlen. Am Ende muss das Pferd zu Ihren Vorstellungen passen und ob es sich gelohnt hat, weniger oder sehr viel Geld dafür auszugeben und sehen Sie sowieso erst im alltäglichen Umgang mit dem Pferd. Kurz gesagt: Es ist ein Risikogeschäft.

4. Kann ich mir auch die laufenden Kosten leisten?

Die Kosten, die neben dem Kaufpreis anfallen, beginnen meist schon während des Kaufes. Nämlich mit einer Ankaufsuntersuchung. Dann brauchen Sie noch einen Stall. Offenställe sind meist günstiger als Pensionsstelle, dafür müssen Sie aber auch mehr Eigenleistung erbringen. Haben Sie die Zeit dafür? Nun brauchen Sie noch Sattel, Zaumzeug und Co.. Dann gehts weiter mit regelmäßigen Hufschmiede- und Tierarztterminen (v.a. zu Impfung), gefolgt von Versicherungskosten, Reitunterricht usw. Die Liste ist lang und mit monatlichen Kosten zwischen 400 und 800 Euro/pro Pferd können Sie schon rechnen.

5. Wie sichern Sie sich rechtlich beim Pferdekauf ab?

Der Pferdekauf ist ein heißes Pflaster und unabhängig davon ob, man bei einer Privatperson, einem Händler oder einem Züchter kauft. Schwarze Schafe gibt es überall und je unerfahrener Sie im Umgang mit Pferden oder diesem Geschäft sind, desto höher ist das Risiko auf, ein solches hereinzufallen. Ein schriftliches Dokument in Form eines Kaufvertrages ist in jedem Fall dringend zu empfehlen, um Ihr Recht auf Rückgabe des Pferdes oder sonstige Vereinbarungen die im Vorfeld mit dem Verkäufer getroffen wurden, vor Gericht geltend zu machen.

Pferdekauf. Ankaufsuntersuchung.

Die Ankaufsuntersuchung des Pferdes ist ratsam. Ganz gleich, ob Sie nur 2.000 oder 200.000 Euro für Ihr Pferd ausgeben möchten. Denn eines haben alle Pferdekäufer gemeinsam: Ein gesundes Pferd schont langfristig den Geldbeutel und das wiederum lässt Sie die Zeit mit Ihrem Pferd unbeschwert genießen.

Durchgeführt wird die Ankaufsuntersuchung Ihres Pferdes entweder von Ihrem Haustierarzt oder der Verkäufer schlägt einen Tierarzt vor. So oder so. Wir Tierärzte treten als neutrale Person in diesem Vorgang auf und sollten weder zugunsten des Verkäufers noch des Käufers “untersuchen”.

Ankaufsuntersuchung. Ablauf.

Sie haben sich also nach Probenreiten, ausführlichen Gesprächen über die Eigenschaften, Macken und das Können des auserwählten Pferdes mit dem Verkäufer ausgetauscht. Den Kaufpreis verhandelt und möchten nun Wissen, ob das Pferd auch gesund ist.

Pferdekauf. Ankaufsuntersuchung. Anamnese u. klinische Untersuchung.

Die Ankaufsuntersuchung wird ausschließlich durch einen Tierarzt durchgeführt. Es erfolgt eine ausführliche Anamnese mit dem Verkäufer darüber, wie das Pferd bisher gehalten wurde, welche Vorerkrankungen und /oder Verletzungen vorliegen, wie das Pferd gefüttert wurde und ob eine regelmäßige Entwurmung und Impfung stattgefunden hat. Dann wird das Pferd untersucht. Gesamteindruck, Pflegezustand, Ernährungszustand, sichtbare Narben (mit der Nachfrage, woher diese stammen) sowie eine allgemeine klinische Untersuchung, die allesamt den Zustand des Pferdes zum Zeitpunkt der Untersuchung beschreiben.

Pferdekauf. Ankaufsuntersuchung. Bewegung.

Hier kann bereits das Ende einer Ankaufsuntersuchung sein wenn Sie das als Käufer so mit dem Verkäufer vereinbart haben und dies auch schriftlich festgehalten wurde. Ihnen genügt somit ein allgemeiner Gesundheitscheck. Das ist aber eher selten der Fall und es folgen weitere Untersuchungen.

Nun wird das Pferd in der Bewegung beurteilt. Vorführen in Schritt und Trab auf hartem und weichem Boden. Palpation der Gliedmaßen und sogenannte Provokationsproben (Beugeproben) werden durchgeführt und schriftlich dokumentiert. Im Anschluss erfolgt eine Beurteilung des Pferdes an der Longe im Trab und Galopp mindestens solange bis das Pferd eine deutlich erhöhte Atemfrequenz zeigt. So wird die Ausdauer des Pferdes in Zusammenhang mit möglichen Einbußen durch Lungen oder Herzerkrankungen untersucht.

Pferdekauf. Ankaufsuntersuchung. Röntgen.

Fall 1: Das Pferd kostet nur 2.000 Euro. Wenn ich jetzt noch Röntgenbilder machen lasse, kann ich mir ja stattdessen gleich zwei Pferde kaufen. Klar, Sie sind nicht dazu verpflichtet. Tritt allerdings eine Lahmheit auf, die auf knöcherne Veränderungen zurückzuführen ist, die der Tierarzt mittels eines Röntgenbildes hätte sehen und einschätzen können, ist die mögliche Rückgabe des Pferdes schwierig. Es fehlt einfach der Beweis dafür das, dass Pferd zum Zeitpunkt der Untersuchung bereits diesen Befund hatte und dieser dann auch noch in einem Zusammenhang mit der Lahmheit stehen könnte.

Fall 2: Das Pferd soll 200.000 Euro kosten. Kann ich bitte alles, wirklich alles Röntgen lassen, was geht? Auch hier: Klar! Können Sie so machen. Sie sind zu nichts verpflichtet. Es wird also alles geröntgt, alle vier Gliedmaßen von Huf bis Schulter bzw. Knie. Kopf, Genick, Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule…Ihr Tierarzt wird einen Befund finden. Ist der nun klinisch relevant? Könnte dieser Probleme machen? Die Einschätzung darüber verbleibt bei Ihrem Tierarzt. Die Entscheidung das Pferd mit oder ohne Befunde zu kaufen, liegt ganz auf Ihrer Seite.

Good to Know: Was ist der Röntgenleitfaden?

Die Gesellschaft für Pferdemedizin (GPM) hat zur röntgenologischen Untersuchung des Pferdes im Rahmen einer Ankaufsuntersuchung einen sogenannten Röntgenleitfaden veröffentlicht, der zuletzt 2018 aktualisiert wurde. Wozu braucht man so was? Weiß der Tierarzt nicht, was er Röntgen soll? Doch weiß er. Aber die Aufnahmen, die standardisiert nach diesem Röntgenleitladen angefertigt werden, sollen dem untersuchenden Tierarzt und damit auch dem Käufer des Pferdes einen fundierten Überblick über die klinisch relevanten Knochenstrukturen geben. Darauf basierend können im Verdachtsfall noch weitere Röntgenbilder angefertigt werden. 18 Röntgenbilder gehören dabei zu den Standardaufnahmen.

Anders als noch im “alten” Röntgenleitfaden, den vielleicht viele von Ihnen noch kennen, gibt es keine Einstufung mehr in sogenannte Röntgenklassen (I-IV). Es erfolgt nun eine Klassifizierung in o.b.B (ohne besonderen Befund) oder Risiko (Das sind entweder Befunde, bei denen ein Risiko, eine Lahmheit zu verursachen, nicht zuverlässig eingeschätzt werden kann oder es sind solche Befunde, die mit einem Lahmheitsrisiko behaftet sind). Durch die “alten” Röntgenklassen wurde häufig der klinische Befund und Zustand des Pferdes zurückgestellt oder außer acht gelassen. Nun soll eben die klinische Untersuchung des Pferdes im Mittelpunkt stehen und die Röntgenbilder nur noch mögliche Risiken benennen bzw. ausschließen.

Noch Fragen?

Immer gerne.

Pferdepraxis Hamburg: Dr. Anna Wagner von der Pferdepraxis Alstertal vor Ihrem Praxiswagen.

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