Atemwegserkrankungen gehören zu den häufigsten inneren Erkrankungen des Pferdes. Ein hustendes Pferd im Stall kann vielseitige Ursachen haben. Allergien, Infektionen mit Bakterien oder Viren, anatomische Fehl-oder Missbildungen und so weiter. Fakt ist aber: Das Pferd ist ein Fluchttier und eine Beeinträchtigung seiner Atmung ist nicht unbedingt förderlich dafür. Es gibt Pferde die immer wieder, zur selben Jahreszeit Husten, Pferde die permanent eine pathologische Beeinträchtigung Ihrer Atemwege haben und Pferde die noch nie gehustet haben. So oder so spielt die Haltung der Pferde eine sehr große und teilweise entscheidende Rolle im Bezug auf die Lungen und Bronchiengesundheit unserer Pferde.

Viel Frische Luft und gute Futterqualität sind das A und O für die Gesundheit der Atemwege des Pferdes.

Pferdehusten: 5 Dinge die Sie über die Atemwege der Pferde wissen sollten

  1. Die Lungenfläche eines ausgewachsenen Pferdes ist in etwa so groß wie zehn Tennisplätze. Täglich strömen etwa 90.000 Liter Luft durch die Pferdelunge.
  2. Die sauerstoffreiche Luft wird über die Bronchien in die kleineren Bronchiolen und von hier aus in die noch kleineren Alveolen (Lungenbläschen) transportiert. Hiervon gibt es mehrere Millionen in der Pferdelunge. Dort erfolgt der Gas-Austausch.
  3. Zilien ( kleine Härchen) auf der Schleimhaut der Luftröhre und der Bronchien lösen bei Zuviel Schleim einen Hustenreiz aus um den Schleim nach draußen zu befördern.
  4. Pferde atmen mithilfe Ihres Zwerchfells und der Brust bzw. Rippenmuskulatur. Eine starke Bauchatmung in Ruhe NICHT normal.
  5. Pferde können ausschließlich über die Nase Ein- und Ausatmen. Sie besitzen ein sehr langes weiches Gaumensegel welches vor dem Kehlkopf liegt und nur im Schluckvorgang angehoben wird. Eine Mundatmung ist somit nicht möglich.

Pferdehusten: Typische Symptome

  • Ihr Pferd hustet anders als sonst mehrfach beim Reiten ab und streckt hierfür den Kopf gerade nach unten.
  • Nasenausfluss aus einem oder beiden Nasenlöchern (Vorsicht: grün-gelblicher Nasenausfluss aus nur einem Nasenloch kann ein Hinweis auf eine Erkrankung der Nasennebenhöhlen oder Zähne sein).
  • Eine verlängerte Erholungsphase ( Ihr Pferd atmet länger mit einer höheren Atemfrequenz nach der Belastung als sonst).
  • Verstärkte Bauchatmung.
  • Pfeifendes Geräusch beim Ein- und/oder Ausatmen.
  • Ihr Pferd ist zudem matt und hat möglicherweise Fieber.

Pferdehusten: Worauf sollten Sie achten wenn ihr Pferd hustet?

Gerade wenn Ihr Pferd zum ersten Mal hustet, fragt man sich: Was soll ich nun tun? Woran mache ich fest ob es etwas ernsthaftes ist oder ich mir erst einmal keine größeren Sorgen machen brauche?

Grundsätzlich gibt es fünf Punkte die Sie abklären sollten um eine eigene Einschätzung der Lage machen zu können:

  1. Fieber.
  2. Nasenausfluss (Menge, einseitig, beidseitig, Farbe, Konsistenz).
  3. Mehrere Pferde im Stall zeigen ähnliche Symptome (Influenza und EHV nicht vergessen).
  4. Ihr Pferd atmet in Ruhe ( stehend in der Box) mit stark erhöhter Atemfrequenz und geblähten Nüstern.
  5. Ihr Pferd ist matt und abgeschlagen.

Trift einer oder mehrere dieser Punkte auf Ihr Pferd zu? Dann kontaktieren sie bitte umgehend Ihren Tierarzt

Good to Know:
  • normale Körpertemperatur: 37,5 °C bis 38,0°C.
  • erhöhter Körpertemperatur: 38,2°C
  • Fieber ab 38,7°C- 41 °C.
  • normale Atemfrequenz: 8-12 Atemzüge/Minute.

Pferdehusten: Was ist eigentlich…?

Was ist eigentlich ein “Ton”?

Der Begriff “Ton” bedeutet im Zusammenhang mit Pferden ein pfeifendes Geräusch während der Bewegung in den oberen Atemwegen, genauer gesagt dem Kehlkopf. Hintergrund ist eine einseitige oder beidseitige, teilweise oder vollständige Lähmung der Kehlkopfknorpel. Die Luft die beim einatmen normalerweise durch die vollständig geöffneten Kehlkopfknorpel in die Luftröhre gelangt trifft bei einem “Ton” gegen das Stimmband flattert und erzeugt ein pfeifendes Geräusch.

  • verstärkt sich beim Ausbinden oder verstärktem Zug des Reiters am Zügel.
  • leises, heiser klingendes Wiehern.
  • verstärkt sich bei zunehmender Belastung.

Die Ursachen ist eine Schädigung des Nervus recurrens. Meistens die die Fehlbildung angeboren. Infektionen ( Druse, Pilzinfektion der Luftsäcke) können aber auch ursächlich sein.

Was ist eigentlich Dämpfigkeit?

Als Dämpfigkeit bezeichnete man früher, als es noch die Gewährsmängel gab, Pferde die sich im Endstadium der chronisch obstruktiven Bronchitis (COB) befanden. COB wird ausgelöst durch Staubpartikel auf Heu, Stroh und Sandböden in Reithallen oder auch im Gelände beim Ausritt. Es kommt zu einer Anschwellung der Schleimhäute, eine erhöhte Schleimbildung und einem Spasmus der Bronchialmuskulatur. Im Endstadium (also nun Dämpfigkeit) ist bereits ein so großer Anteil der Lungenbläschen zerstört worden, das ein adäquater Gasaustausch nicht mehr stattfinden kann. Durch die verstärkte, angestrengte Atmung über die Bauchmuskulatur entsteht eine sogenannte Dampfrinne im Bereich der Flanken. Das Pferd leidet unter permanenter Atemnot. Ist die Erkrankung soweit fortgeschritten, ist aus Tierschutzgründen nur noch eine Euthanasie des Pferdes in Betracht zu ziehen.

Stutenherde in Offenstallhaltung
Typische Symptome für COB sind:
  • erhöhte Atemfrequenz in Ruhe
  • deutlich vermehrte Bauchatmung
  • erhöhte Anfälligkeit für Husten- und Schleimbildung
Diagnostik der COB?

Die Diagnostik der COB ist vielseitig und reicht von der Auskultation der Lunge durch Ihren Tierarzt über die Endoskopie der Atemwege, Ultraschall und gegebenenfalls einer Röntgenuntersuchung der Lungen. Die gute Nachricht ist. COB ist zwar nicht heilbar aber behandelbar. Neben der medikamentösen Behandlung (Schleimlösend, entkrampfend und ggf. entzündungshemmend) ist eine Haltung der erkrankten Pferde in gut durchlüfteten kühlen Ställen mit möglichst wenig Staubentwicklung, hochwertigem Heu ( ggf. gewässert) und die Inhalation mittels eines Ultraschallinhalationsgerätes entscheidend dafür, es nicht bis zur Dämpfigkeit kommen zu lassen.

Was ist eigentlich eine Bronchoskopie?

Mithilfe einer Bronchoskopie können wir beim Pferd mithilfe einer Kamera und einer Lichtquelle (sonst wirds zu dunkel) die inneren Strukturen der Atemwege genau betrachten und pathologische Veränderungen auf einem Bildschirm sehen, die uns allein durch die Betrachtung und Palpation von außen verborgen bliebe.

Das Bronchoskop ( ein langer dünner Schlauch an deren Ende ein beweglicher Abschnitt mit einer Kamera und einer Lichtquelle hängt) wird durch die Nüster, dem unteren Nasengang bis zum Kehlkopf geführt. All diese Strukturen ( obere Atemwege) können so bereits beurteilt werden. Am Kehlkopf angelangt, wartet man kurz bis sich dieser öffnet und dann wird das Bronchoskop in die Luftröhre geschoben und von hieraus hinunter bis zur Bronchialaufzweigung. Hier ist dann aber auch Schluss. Ab der Bronchialaufzweigung beginnen sich die Bronchien stark und individuell zu verzweigen. Die Kosten für eine Bronchoskopie setzen sich zusammen aus der Sedation des Pferdes und der tierärztlichen Leistung an sich. Abgerechnet wird, wie immer nach Vorgabe der GOT (Gebührenordnung für Tierärzte). Die Dauer der Untersuchung hängt zum einen von der Kooperativität des Pferdes ab und zum anderen aber auch von der Erfahrung und Kompetenz des Untersuchers.

Dieser Beitrag dient nur einer Übersicht. Das Thema ist sehr umfangreich und gerne bespreche ich individuelle Fragen und Fälle gerne mit Ihnen persönlich.

Fragen Sie Ihre Tierärztin.

Pferdepraxis Hamburg: Dr. Anna Wagner von der Pferdepraxis Alstertal vor Ihrem Praxiswagen.

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