Der Fellwechsel bei Pferden ist ein natürlicher Prozess, der in der Regel zweimal im Jahr stattfindet – im Frühling und im Herbst. Während dieser Zeiten verliert das Pferd sein altes Fell und bekommt ein neues, um sich den saisonalen Veränderungen anzupassen.

Was passiert während des Fellwechsels im Körper?

Während des Fellwechsel läuft der Stoffwechsel des Pferdes auf Hochtouren. Hormonelle “Umstrukturierungen” aufgrund der veränderten Tageslänge (Winter vs. Sommer) verlangen dem Pferdeorganismus einiges ab. Gut aufgestellte Pferde in Bezug auf Ihr Alter, den allgemeinen Gesundheitszustands und der Haltung kommen in der Regel gut durch diese Übergangszeit und bis auf die unzähligen losen, feinen Haare die man einfach überall an sich trägt und an den unmöglichsten Stellen wiederfindet, bemerkt der Besitzer/die Besitzerin nicht viel davon.

Welche Pferde haben Probleme mit dem Fellwechsel?

Allen voraus wohl die älteren Pferde. Neben alterstypischer Verlangsamung dieses Vorgangs kommen typische Stoffwechselerkrankungen hinzu die erst ab einem bestimmten Alter (>15 Jahre) auftreten. Die wohl bekannteste Krankheit unter Ihnen ist die PPID ( Pituritary Pars Intermedia Dysfunction), früher auch unter dem Namen “Equines Cushing Syndrom”(ECS) bekannt. Ich möchte hier gar nicht weiter auf die einzelnen Vorgänge dieser Erkrankung eingehen. Aber eines Ihrer prägnantesten Symptome ist nun mal das lange, teils gelockte Fell und ein stark verzögerter, wenn nicht völlig ausbleibender Fellwechsel ( Insbesondere vom Winter ins Sommerfell).

Dann sind da noch die Pferde die normalerweise aus anderen klimatischen Regionen der Welt stammen und entweder ein besonders dünnes (Araber) oder dickes und dichtes Fell haben (Isländer). Diese Pferde benötigen nicht unbedingt im Fellwechsel besondere Aufmerksamkeit. Für beide “Extreme” bedarf es eher Unterstützung bei der Thermoregulation während der jeweils “untypischen” Temperaturen.

Und nicht zuletzt sind da noch die Pferde mit speziellen oder allgemeinen Grunderkrankungen. Da wäre das Pferd das immer in dieser Zeitspanne kolikt oder einen milden bis schweren Atemwegsinfekt bekommt. Oder das Pferd das regelmäßig in dieser Zeit einen Hufabzess entwickelt der dann auch nur langsam heilt oder in kurzen Abständen immer wieder auftritt. Des Weiteren die Pferde die sich mit Hautpilz, schlecht heilenden Wunden oder rezidivierenden Bindehautentzündungen herumplagen müssen.

Wie wird der Fellwechsel “kein Problem”?

Um gut durch den Fellwechsel zu kommen, gibt es einige Dinge auf die du achten kannst um den Übergang für euch beide “elegant” zu gestalten:

  1. Regelmäßige Pflege: Bürste dein Pferd regelmäßig, um lose Haare zu entfernen und die Durchblutung der Haut zu fördern. Verwende eine weiche Bürste für den Körper und eine feinere Bürste oder einen Kamm für empfindliche Bereiche wie Gesicht und Beine.
  2. Ergänzungsfutter: Insbesondere Pferde die häufig Probleme mit Haut und Huf im Fellwechsel haben empfehlen sich Ergänzungsfuttermitteln die speziell für den Fellwechsel formuliert sind. Diese enthalten oft zusätzliche Nährstoffe wie Biotin, Omega-3-Fettsäuren und Zink, die die Gesundheit von Haut und Fell unterstützen. WICHTIG zu Zink: Der Zinkgehalt in handelsüblichen Ergänzungsfuttermitteln liegt zwischen 3000 und 5000 mg/kg. Das ist bei einem gesunden Pferd ohne Zinkmangel auch völlig ausreichend. Höhere Dosierungen, wie sie z.B. in Monopräparaten mit 40.000 mg/kg vorkommen, sollten nur nach vorheriger Blutuntersuchung erfolgen.
  3. Fütterung: Selbstverständlich sollte IMMER eine ausgezeichnete Futterqualität von Heu und Hafer oder Müsli verfüttert werden. Aber gerade Schimmelpilze und Sporen haben in der Fellwechselzeit ein leichtes Spiel und sollten unbedingt vermieden werden.
  4. Wasser: Klingt selbstverständlich. Aber gerade in den Übergangsphasen des Wetters ist ein häufig, nass, windig und noch oder schon sehr kalt oder warm. Insbesondere Pferde im Offenstall oder in extensiven Haltungen gehen dann seltener zu Wasserstelle. Oder trinken weniger weil das Wasser zu kalt oder zu warm ist. Das ist dann die perfekte Grundlage für eine Kolik oder Harnwegsinfektion ( kommt beim Pferd im Gegensatz zur Kolik nur selten vor).
  5. Schutz vor Parasiten: Sogenannte Ektoparasiten ( Haarlinge, Läuse, Milben usw.) machen es sich gerne insbesondere zur Fellwechselzeit bei sehr jungen oder alten und bei immungeschwächten Pferden gemütlich. Hygiene und Vorsorge in Form von betroffenen Pferden in einer Herde sollten selbstverständlich sein.
  6. Scheren: Scheren ist nicht nur was für Sportpferde oder kurz vorm Winter. Die Schermaschine funktioniert auch wunderbar im Sommer und sollte insbesondere bei Pferden mit PPID oder älteren Pferden die einfach etwas länger brauchen angewendet werden um Ihnen die Qualen mit langem Fell in heißen oder warmen Temperaturen zu nehmen.
  7. Stress reduzieren: Stress hemmt das Immunsystem. Da gibt es wohl nicht viel zu diskutieren. Das kennt man selbst meist nur zu gut. Grund ist die erhöhte Cortisolausschüttung während einer Stresssituation. Lange oder ungewohnte Transporte, Stallwechsel oder Herdeneingliederungen sollten verringert werden, insbesondere dann wenn das Pferd bekannterweise so in eine enorme Stresssituation kommt.
  8. Tierärztin konsultieren: Wir TierärztInnen unterstützen euch sowohl in der Prävention als auch in der Entscheidung darüber ob eine Blutuntersuchung angezeigt sein könnte hinsichtlich des allgemeinen Gesundheitszustandes als auch in Hinblick auf einen mögliche Stoffwechselerkrankung die dann auch unbedingt tierärztlich betreut werden sollte. Aber auch Tipps und Tricks, wie man die diesjährige Kolik vielleicht auslassen könnte gibt’s bei deiner Tierärtzin.

Pferdepraxis Hamburg: Dr. Anna Wagner von der Pferdepraxis Alstertal vor Ihrem Praxiswagen.

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