Entwurmung beim Pferd- Das sollten Sie wissen

Die Entwurmung des Pferdes stellt eine wichtige Instanz zur Bekämpfung von Endoparasiten des Pferdes dar. Grundsätzlich ist man heute von dem klassichen festen Entwurmungschema weg und verfolgt den Ansatz eines gut durchdachten Entwurmungskonzepts pro Pferd und Bestand. Das Ziel ist vor allem den den Medikamenteneinsatz zu reduzieren.

Früher: „Viel hilft viel“

Heute: “So viel wie nötig, So wenig wie möglich”

Eine regelmäßige und vor allem durch dachte Kotuntersuchung des Einzeltieres und im gesamten Pferdebestand ist heute die Methode der Wahl zur effektiven Endoparasitenbekämpfung beim Pferd.

Welche Endoparasiten sind beim Pferd relevant?

  • Bandwurm
  • Kleine Strongyloiden
  • Große Strongyloiden (v.a. Strongylus Vulgaris)
  • Dasselfliegenlarven
  • Spulwurm
  • Pfriemenschwänze
  • Zwergfadenwurm

Für detaillierte Infos:

https://www.esccap.de/

Woran erkennen Sie das Ihr Pferd Würmer haben könnte?

  • Abmagerung.
  • Stumpfes Fell.
  • Durchfall.
  • Koliken.
  • Juckreiz.
  • Blähbauch.
  • Wachstumshemmung.

sind typische Symptome eines Wurmbefalls. Aber dafür müssen die Pferde schon stark verwurmt sein bis diese Symptome auftreten. Todesfälle in Zusammenhang mit einem Wurmbefall sind heutzutage nur noch sehr selten.

Welcher Entwurmungsplan ist der richtige für Ihr Pferd/ Ihren Bestand?

Entwurmte man früher nach einem festen Plan mit denselben Wirkstoffen, so wissen wir heute das es besser ist jedes Pferd und auch jeden Bestand individuell zu betrachten und dann auch zu entwurmen. Hintergrund ist die Tatsache, das es Würmer gibt die Immun (unempfindlich) gegen bestimmte Wirkstoffe sind und sich weiter vermehren können. Dagegen werden die empfindlichen Würmer abgetötet. So entsteht ein Ungleichgewicht.

Das Problem ist: Für die Gesundheit des Pferdes ist am besten, wenn genügend empfindliche Würmer überleben. Die können dann durch die gezielte Entwurmung auf einem „gesunden“ Niveau gehalten werden und limitieren die immunen Würmer in Ihrer Verbreitung ( weil Sie eben auch Ihr ” Futter” fressen) innerhalb des Pferdes und natürlich auch in der Umwelt.

Strategische Entwurmung

Hintergrund der strategischen Entwurmung ist, das Alter und Haltungsform der Pferde. Das bedeutet Fohlen, Jährlinge und junge Pferde haben noch keine so ausgeprägte Immunantwort wie ältere Pferde( das Immunsystem fertigt über die Jahre so etwas wie eine  “Fahnungsliste” anhand bestimmter Merkmale der Würmer an). Darum muss man Sie umfassender schützen und regelmäßig entwurmen. Im Allgemeinen werden alle Tiere derselben Altersgruppe entwurmt.

Mit Hilfe von Kotsammelproben kann man für eine Herde bestimmen ob eine Entwurmung nötig ist und wenn ja womit. Dabei werden mithilfe spezifischer Verfahrenstechniken, Wurmeier identifiziert und gezählt. Danach richtet sich dann mit welchem Wirkstoff eine Herdenentwurmung durchgeführt wird. Somit erfolgt viermal jährlich eine Kotsammeluntersuchung und davon abhängig eine Entwurmung mit dem passenden Wirkstoff.

Eine ausgewogene Herdenzusammensetzung vereinfacht das Entwurmungsmanagement

Wie oft sollte untersucht und ggf. entwurmt werden?

  • Frühjahr: Nur bei Bedarf entwurmen.
  • Juni/Juli: Feste Entwurmung.
  • August: Nur bei Bedarf.
  • Herbst: Feste Entwurmung.

Somit wird die Entwurmung im besten Fall auf zweimal jährlich reduziert.

War die Entwurmung erfolgreich?

Um zu wissen ob die Entwurmung erfolgreich war wird eine erneute Kotprobe untersucht. Hat sich die Wurmeizahl reduziert, war die Entwurmung erfolgreich. Man muss unbedingt beachten: Eine komplette Auslöschung aller Wurmeier wird nicht nachzuweisen sein. Wollen wir aber auch nicht. UND: Keine Wurmeier im Kot bedeuten nicht zwingend das keine Wurmbefall im Pferdedarm vorliegen könnte.

Denn: Es müssen genügend empfindliche Würmer übrig bleiben um den unempfindlichen Konkurrenz zu machen.

Zusammengefasst-Strategische Entwurmung

Nach Altersgruppen sortiert.

  • Sammelkotproben 4 x jährlich.
  • Feste Entwurmung 2x jährlich.
  • Eizahlreduktionstest.
  • Wurmeierfrei ≠ Wurmfrei.
  • Nur unter tierärztlicher Aufsicht.

Was muss ich bei einer Kotprobe beachten?

Wenn wir eine Kotprobe untersuchen dann möchten wir ein möglichst repräsentatives Ergebnis haben. Da die Würmer aber nicht darauf warten das wir nun eine Kotprobe unseres Pferdes nehmen und genau dann eine besonders große Anzahl Eier absetzen, müssen wir uns anpassen. Die Faustregel besagt: Kot sammeln über mindestens drei Tage. Dann ist die Wahrscheinlichkeit Eier nachzuweisen relativ hoch. Außerdem verbringt man die Proben am besten bis zur Abholung in den Kühlschrank.

Selektive Entwurmung

Die selektive Entwurmungsstrategie ist nur für erwachsene Pferde empfohlen und bezieht sich auf die Eliminierung kleiner Strongyloiden. Dann kann man eine Entwurmung wird nur Entwurmt wenn > 200 EpG (Eier pro Gesichtsfeld) nachgewiesen wurden. Für alle anderen Wurmgattungen gilt: Entwurmen bei positiven Befund!

Der Hintergrund dabei ist das erwachsene Pferde mit der Zeit eine entsprechende Immunantwort bilden, die schon von ganz allein die Unterdrückung der Eiproduktion kleiner Strongyloiden bewirkt.

Wie oft sollten Sie untersuchen und ggf. entwurmen?

1.Jahr: Kotprobenuntersuchung jedes Pferdes viermal pro Jahr. Alle Pferde die über dem Schwellenwert liegen werden entwurmt.

Ab dem 2. Jahr: Die Situation scheint stabil. Kotprobenuntersuchung dreimal pro Jahr. Alle Pferde die über dem Schwellenwert liegen werden entwurmt.

Ziel dieses Vorgehens ist das wir wieder mehr Wirkstoffempfindliche Wurmeier der kleinen Strongyloiden in die Umwelt bekommen. Dann kann man die Wirkstoff-Resistenzen der letzten Jahrzehnte möglicherweise reduzieren.

Ob die niedrige Wurmbürde bei Pferden tatsächlich vernachlässigt werden kann, ist noch nicht vollständig gesichert.

weitere Infos gibts hier.

Zusammengefasst-selektive Entwurmung:

  • Nur erwachsene Pferde.
  • Nur in Bezug auf kleine Strongyloiden anwendbar.
  • Kotprobenuntersuchung.
  • Nur unter tierärztlicher Aufsicht.

Allgemeine Hinweise und Tipps zur Entwurmung

Das A und O neben der Wahl des richtigen Entwurmungsschemas ist Hygiene. Und zwar im Stall UND auf der Weide/ dem Paddock.

DENN: Bei schlechter Hygiene im Stall und auf der Weide kann man soviel Entwurmen wie man will. Den Wurmbefall bekommt man nicht in den Griff. Zum einen nimmt man sonst gesundheitliche Probleme im Bestand in Kauf und verschwendet Geld.

Deshalb:

  • Tägliches Misten der Box.
  • Tägliches Abäppeln der Weide (mindestens 2 x pro Woche).
  • Pferdemist nicht als Dünger für Pferdeweiden nutzen (außer in Form von Schwaden Kompostierung).
  • Ställe und Weiden stets trocken halten.
  • Neue Pferde in Quarantäne, Entwurmen, Kotuntersuchung nach 5 Tagen, Zur Herde wenn keine Wurmeierausscheidung bestätigt.
  • BIOWORMA (noch nicht in D zugelassen), ein Pilz der eine klebrige Myzelstruktur auf Kotballen bildet, Wurmeier und Larven gefangen hält bis der Pilz sie dann auch noch als Nahrung verwendet.
  • Tiefes Pflügen der Weide- und Paddockflächen fördert das Absterben infektionsfähiger Larvenstadien der Nematoden und reduziert die als Zwischenwirte für Bandwürmer geltenden Moosmilben.