Chiropraktik ist eine manuelle, biomechanische Behandlungsmethode. Das Ziel der Chiropraktik ist eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität durch das Beheben von Bewegungsstörungen und deren Folgen. Durch die optimale Beweglichkeit der Gelenke ist die Nervenfunktion ungestört. So wird ein freier Informationsaustausch zwischen Gehirn und sämtlichen Organen ermöglicht.
- Die Geschichte der Chiropraktik- Worum ging es?
- Die Geschichte der Chiropraktik-Worum geht es heute?
- Wie verläuft die Ausbildung zum/zur ChiropraktorIn?
- Warum sind Tierärzte als Chiropraktoren gut geeignet?
- Was heißt in der Chiropraktik eigentlich..?
- Bei welchen Symptomen kann/sollte ich mein Pferd chiropraktisch behandeln lassen?
- In welchen Intervallen erfolgt eine chiropraktische Untersuchung?
Die Geschichte der Chiropraktik- Worum ging es?
Das eine eingeschränkte Beweglichkeit der Wirbel Auswirkung auf die gesamte Beweglichkeit der Wirbelsäule hat und das zu Schmerzen und verminderter Leistungsbereitschaft führt wurde bereits 2700 Jahre v. Chr. in China festgestellt. Mit Hilfe sogenannter Wirbelsäulenmanipulationen wurden diese dann behandelt.
Die Urväter der Chiropraktik
Einer der Urväter der Medizin; Hippocrates, diskutierte dann, 2200 Jahre später, bereits mit seinen Kollegen darüber das die Wirbelsäule eine Bedeutung für die Gesundheit des ganzen Körpers besitzt. Er konnte bereits einen Zusammenhang zwischen kribbelnden Fingern und Problemen am 7. Halswirbel feststellen.
Und dann stellte Galenos von Pergamon nach der erfolgreichen Behandlung eines gelähmten römischen Gelehrten fest, dass er durch die Justierung der Halswirbelsäule die Lähmung in Hand und Arm beheben konnte. Er sagte dazu:
„Betrachte das Nervensystem als den Schlüssel zur maximalen Gesundheit“.
Das ist auch heute der zentrale Gedanke und Grundstein der Chiropraktik.
Das Mittelalter- dunkle Jahre für die Chiropraktik
Dann folgten einige „Hungerjahrhunderte“ für die Wissenschaft der Chiropraktik. Das römische Reich wurde zerstört und viel Wissen ging damit verloren. Das Mittelalter zog die Anmischung chemischer Zubereitungen und die Behandlung mit Blutegeln vor, und die manuelle Therapie der Wirbelsäule geriet in den Hintergrund.
Zwischen 1600-1900 kehrte die Manipulation der Wirbelsäule in Form von „Einrenken“ wieder zurück. Das Wissen und die Techniken darüber wurden innerhalb der Familien weitergegeben und beruhte auf keiner formalen Ausbildung. Es kam darauf an das es „knackt“. Dann waren alle Knochen wieder an ihrem Platz. Nun gut. Mit dem Einrenken von damals hat die heutige Chiropraktik nichts mehr zu tun. Aber, es ist wohl den „Einrenkern“ zu verdanken das die Chiropraktik wieder ins Gedächtnis der Mediziner kam und weiter entwickelt wurde.
D.D. Palmer- Begründer der heutigen Chiropraktik-Lehre
Daniel David (D.D.) Palmer eröffnete 1886 seine erst Praxis als „magnetischer Heiler“. Später entwickelte er dann die Chiropraktik als eigenständige Behandlungsmethode und fand heraus das seine „Handbewegungen“ (Adjustments) einen positiven Effekt auf Erkrankungen wie Grippe, Migräne, Herzerkrankungen usw. hatte. Und das ganz ohne den Einsatz von Medikamenten.
Sein erster offizieller chiropraktischer Patient war dann, 1895, Harvey Lillard. Ein Afroamerikanischer Hausmeister der vor 17 Jahren sein Gehör verloren hatte. Er habe sich gebückt, etwas in seinem Rücken gab nach, er stellte sich wieder auf und war Taub. Nach dem Adjustment eines subluxierten Wirbels von D.D. Palmer verkündete er dann das er wieder etwas hören könne. Eine Sensation!
D.D. Palmer- Seine Theorie
D.D. Palmer: “Ich bin nicht die erste Person, die subluxierte Wirbel wieder einrenkt, aber ich behaupte, dass ich der Erste bin, der dafür den Dornfortsatz und die Transversalfortsätze als Hebel benutzt.”
D.D. Palmer definierte das Fundament der Chiropraktik durch die Bedeutung der Vitalität, des Nervensystems für Gesundheit und Krankheit und die Idee des eingeklemmten Nervs. Dabei spielt die angeborene Intelligenz (Innate) eine entscheidende Rolle. Durch sie wird das Nervensystem gesteuert oder beeinflusst.
1898 wurde dann die erst Palmer School in Iowa gegründet (die gibt es auch heute noch).
Dr. B. J. Palmer (Sohn von D.D. Palmer) führte dann 1909 die Röntgenbeurteilung von Wirbelsäulen ein und stellte die weltweit größte osteologische Ausstellung zusammen.
B.J. Palmer sagte das schöne an der Chiropraktik sei das dafür nichts neues erfunden wurde was dem Körper zugeführt oder abgeführt werden müsse. Es funktioniert mit der natürliche Selbstheilungskraft des Körpers über die Beeinflussung des Nervensystems.
1917 beschreibt B.J. Palmer das sie schon früh eine Tierklinik gründeten in denen Pferde, Kühe, Katzen und Hunde chiropraktisch behandelt wurden. Aus einem einfachen Grund: Sie wollten sich selbst beweisen das die chiropraktischen Prinzipien und Praktiken gelten.
1922 wurde die erste chiropraktische Gesellschaft in Großbritannien gegründet. Mittlerweile gibt es 39 Chiropraktik Colleges auf der Welt.
1953- Die ersten Tiere werden behandelt
1953 beginnt John McTimoney mit der Behandlung der ersten Tiere. Und dann, 1972 wurde die Behandlung von Tieren zum ersten Mal von McTimoney in einem Kurs unterrichtet.
Das chiropraktische Adjustments auch auf die Gesundheit von Tieren einen positiven Effekt haben stellte D.D. Palmer bereits 1899 fest. Er sagte: „Chiropraktik tut Pferden gut“.
Anders als bei Menschen ist das Feedback auf eine chiropraktischen Behandlung ( und auch auf eine tierärztlichen Behandlung) ungefiltert und ohne Bewertung. Sowohl in Hinblick darauf das Ihre Techniken nicht schmerzhaft sind, als auch darauf das sie die Veränderungen gut beobachten konnten.
In den 80er Jahren wurde daraufhin in New Jersey die erste amerikanische tierchiropraktische Organisation gegründet. 1986 unterrichtete Dr. Sharon Willoughby die ersten Tierärzte und Hunmanchiropraktoren. Grundsätzlich ging es in den 100 Fortbildungsstunden um den fachübergreifenden Austausch der beiden Berufsgruppen. Das ist auch heute noch die Grundlage in den meisten Schulen für Tierchiropraktik.
2003-Die Gründung der IAVC in Deutschland
Im Jahre 2003 wurde dann die International Academy of Veterinary Chiropractic (IAVC) von den beiden Tierärzten Dres. Sybill und Donald Moffat in Deutschland gegründet. Seit dem sind laut IAVC bereits über 1500 Tierärzte und Humanchiropraktoren in der Tierchiropraktik ausgebildet worden.
Um den hohen Standard den einst D.D. Palmer definierte zu halten, ist dieser Kurs in Deutschland und auch an allen anderen Standorten ausschließlich Tierärzten und Humanchiropraktoren die ein fünfjähriges Studium absolviert haben vorbehalten.
Denn die Grundlage ist und bleibt die fundierte Kenntnis über die Anatomie, das Nervensystem, die Biomechanik und die Pathologie bei Tieren. Und diese Grundlage haben nur Tierärzte.
Die Geschichte der Chiropraktik-Worum geht es heute?
Das Grundgerüst der Chiropraktik das D.D. Palmer aufgestellt hat ist auch heute noch grundsätzlich richtig. Es geht darum die Beziehung zwischen Struktur (der Wirbelsäule) und der Funktion ( v.a. das Nervensystem) zu erhalten, zu beeinflussen und wenn nötig zu verändern.
Chiropraktik behandelt in erster Linie die Ursache vieler Erkrankungen, funktioneller Störungen oder biomechanischen Veränderungen. Oft hat das sichtbare Krankheitsbild eine andere Ursache als gedacht. Das beste Beispiel hierfür sind Lahmheiten bei Pferd und Hund die trotz adäquater Therapie und Schonung über einen langen Zeitraum immer wieder auftreten. Grund hierfür kann sein das die Primärursache hierfür ganz woanders liegt.
Wie verläuft die Ausbildung zum/zur ChiropraktorIn?
In Deutschland ist die Ausbildung zum/zur ChiropraktorIn nach den Standards der IAVC nur Tierärzten vorbehalten.
Der Kurs wird innerhalb von sechs Monaten absolviert und ist aufgeteilt auf 5 Module mit jeweils 4,5 Tagen Unterricht und praktische Übungen.
Zwischen den Kursen müssen die Techniken zu Hause an mindestens 10 Hunden und 10 Pferden geübt werden. zu jedem Tier werden dann kleine Berichte angefertigt. Außerdem werden je zwei umfangreiche Fallberichte für den Hund und für das Pferd angefertigt.
Vor Beginn eines neuen Moduls wird ein schriftlicher Multiple choice Test über die Inhalte des letzten Moduls und ein praktischer Test am Hund und am Pferd durchgeführt. Die Abschlussprüfung ist dann ein 3 stündiger Multiple Choice Test in dem sowohl Fragen der IAVC als auch des Veterinary Science of Chiropractic (VSC) gestellt werden. Insgesamt 120 Fragen. Im Anschluss an den schriftlichen Test erfolgt dann noch eine praktische Endprüfung an denen aus allen erlernten Techniken abgefragt werden: Fünf am Hund und fünf am Pferd.
Exkurs: Veterinary Science of Chiropractic (VSC).
Die VSC Ist eine Vereinigung aus Tierarzt-Chiropraktoren deren Aufgabe es ist die Darstellung, Verbreitung und den Schutz der Veterinär Chiropraktik zu bewahren. Mitglied werden nur Tierärzte die die Ausbildung bei der IAVC erfolgreich abgeschlossen haben.
Warum sind Tierärzte als Chiropraktoren gut geeignet?
In allen Colleges die Chiropraktik lehren, ist die Erhaltung eines hohen Standards für die Ausbildung von großer Bedeutung. Das ist so weil Chiropraktik einfach nicht nur etwas mit speziellen Handbewegungen an bestimmten Körperpunkten zu tun hat. Das kann theoretisch jeder erlernen.
Vielmehr ist es ein enormes Hintergrundwissen das nur über einen langen Zeitraum /, wie ein Tiermedizinso fundiert erlernt werden kann (Ein Tierarzt studiert 5,5 Jahre). Und dieses Wissen beinhaltet nicht nur die Kenntnis darüber zu wissen wo welcher Knochen und welcher Muskel sitzt. Auch die nötige klinische Erfahrung darüber ob der vorgestellte Patient auch wirklich ein chiropraktisches Problem hat oder/und eine schulmedizinische Abklärung erfolgen sollte, kann nicht in einem Kurs der über 6 oder 12 Monate läuft erlernt werden, ohne nebenbei in der kurativen Praxis zu arbeiten und Erfahrungen zu sammeln.
Was heißt in der Chiropraktik eigentlich..?
…Vertebraler Subluxations Complex (VSC)
D.D. Palmer ging zu seiner Zeit davon aus das die Knochen aus Ihrer Position gerückt waren („Bone out of Place“) und dadurch die Nerven eingeklemmt wurden.
Heute sprechen wir von sogenannten “Vertebralen Subluxations Complexen” (VSC). Das bedeutet ein Gelenk, zum Beispiel zwischen zwei Wirbeln in der Wirbelsäule bewegt sich nicht a innerhalb seines eigentlich verfügbaren Bewegungsspielraums nur eingeschränkt. Es liegt also ein zentrales segmentales Steuerungsproblem vor.
Im Klartext: Die physiologische Bewegung eines Gelenksegments ist eingeschränkt. Das zentrale Nervensystem kann dies nicht selbst regulieren weil der Informationsfluss gestört wird. Also ist die Biomechanik gestört, der Bewegungsablauf gerät ins Stocken.
… Adjustment
Ein Adjustment ist ein schneller, kontrollierter Impuls mit kurzem Hebel und kleiner Amplitude mit der Hand. So kann ein VSC erfolgreich behandelt werden.
Dabei kommt es darauf an das:
- Der Patient in einer bestimmten Position steht/liegt (das gilt nur für den Hund).
- Der Chiropraktiker in einer genau definierten Position steht.
- Ein klar definiertes für den jeweiligen VSC festgelegtes Adjustment durchgeführt wird.
…Fechter-Stand?
Im Fechter-Stand steht der Chiropraktor, wie der Name schon sagt wie ein Fechter im Kampf. Das ist besonders beim Pferd, und hier eigentlich bei fast allen Adjustments der Fall und hat folgende Gründe:
- So kann bei Bewegungen des Pferdes während der Behandlung besser mitgegangen werden.
- Plötzliche Abwehrbewegungen des Pferdes führen in diesem Stand nicht sofort zu Fall des Chiropraktikers.
- Der sogenannte “Rückstoß” eines Adjustments vom Pferd kann in dieser Haltung und in der korrekten Handhaltung besser aufgenommen werden.
…Motion Palpation?
Die Motion Palpation ist die Voraussetzung für die korrekte Behandlung der Wirbelsäule. Nur so können Bewegungseinschränkungen sicher identifiziert werden.
Gut zu beschreiben ist dieser Untersuchungsgang am eigenen Finger:
- Streckt man den Finger gerade nach oben ist er in einer neutralen Position.
- Bewegt man ihn soweit es geht nach hinten, ist das der Bewegungsspielraum aus eigener Kraft (aktiver Bewegungsspielraum).
- Drückt man mit dem Finger der anderen Hand gegen den Finger kann man Ihn noch ein Stück weiter nach hinten bewegen (passiver Bewegungspielraum).
- Der Punkt an dem aber auch dann keine Beweglichkeit mehr für den Finger möglich ist nennt man anatomische Barriere. Aber über diesen Punkt geht man niemals hinaus.
Während der Motion Palpation bewegen wir jedes Gelenk innerhalb des sogenannten paraphysiologischen Raum (zwischen passivem Bewegungsspielraum und anatomischer Barriere). So finden wir raus ob diese Bewegung normal möglich ist oder eingeschränkt.
Bei welchen Symptomen kann/sollte ich mein Pferd chiropraktisch behandeln lassen?
- Therapiebegleitend zu orthopädischen Behandlungen/wiederkehrende Lahmheiten
- Lahmheiten sind häufig das „Ventil“ anderer Imbalancen im Körper und entstehen aufgrund länger andauernder Kompensationen die zur Fehl- oder Überbelastung von Sehnen, Bändern und auch Knochen führen.
- Schlechte oder ungleich bemuskelte Pferde
- Die Muskulatur benötigt zur maximalen Leistungsfähigkeit und Ausbildung Sauerstoff und Kohlenhydrate. Ist der Informationsfluss zwischen den Motoneuronen des Muskels und Gehirn gestört, findet auch die adäquate Versorgung des Muskels nicht statt. Besattelungsprobleme, Lahmheiten, Unrittigkeit und Steifheit sind häufige Folgen.
Außerdem bei:
- Berührungsempfindlichkeiten
- Veränderte Körperhaltungen (Kopfschiefhaltung, Schweifschiefhaltung)
- Verhaltensänderungen oder Auffälligkeiten
- Schmerz generalisiert oder sehr punktuell
- Vermehrtes Schwitzen/ asymetrisches Schwitzen
- nach Vollnarkosen oder Verletzungen
In welchen Intervallen erfolgt eine chiropraktische Untersuchung?
Es gibt keine festgelegten Zeitabstände für eine chiropraktische Untersuchung beim Pferd. Vielmehr sind die zeitlichen Intervalle individuell an das Pferd und den Schweregrad der Befunde angelehnt.
Hat ihr Pferd degenerative Veränderungen (z.B. Arthrose) dann kann das auch durch die chiropraktische Behandlung nicht geheilt werden und die ursprüngliche physiologische Beweglichkeit wird auch nicht wiederhergestellt. ABER: In diesen Fällen geht es auch vielmehr darum den Pferden ein Stück Lebensqualität zurück zugeben und unnötige Schmerzen die aufgrund von Muskelverspannungen und Kompensationsblockaden entstehen zu vermeiden. Je nach Schwere der Befunde und auch je nach Resonanz auf die Behandlung sind Abstände von mehreren Wochen oder auch Monaten sinnvoll.
Dann gibt es noch die Pferde mit akuten Beschwerden z.B. nach Operationen in Vollnarkose oder Verletzungen die sich in der Rehablitationsphase befinden. Hier gilt: Die Behandlung in kürzeren Abständen ist absolut sinnvoll um eben degenerative Veränderungen sowie Muskelverspannungen und Kompesationen gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Wichtig ist:
Die chiropraktische Behandlung gehört zu den manuellen Therapien. Sie ersetzt im Zweifelsfall nicht die tierärztliche Untersuchung und Behandlung. Ich stehe Ihnen aber auch in diesem Falle zur Seite und übernehme die tierärztliche Einschätzung und Behandlung gerne.
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